Erhöhung der Verbandsbeiträge

Am 17.01.24 kündigt der Deutsche Golf Verband an, die Beiträge ab 2025 für seine Mitglieder erhöhen zu wollen. In seinem Schreiben an die Mitglieder schrieb der DGV:

Sparen, konsolidieren und sorgsam weiterentwickeln. Beratungen und Beschlussfassung zum Haushaltsentwurf 2024 durch das DGV-Präsidium

Das neue DGV-Präsidium ist jetzt seit mehr als acht Monaten im Amt und hat die Zeit, in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand und der DGV-Geschäftsstelle, vor allem zur inhaltlichen Orientierung und finanziellen Konsolidierung genutzt. Als Ergebnis der intensiven Beratungen hat das Präsidium Beschluss zum Haushaltsentwurf 2024 gefasst und beschlossen, auf dem Verbandstag im April 2024 eine Beitragserhöhung für 2025 zu beantragen.

In der gleichen Mitteilung weist der DGV aber auch auf den sinkenden Wert im DGV-Golfbarometer (Einschätzung der jeweiligen wirtschaftlichen Lage) hin. Wenn also die Perspektiven bei den Mitgliedern schlechter erwartet werden und trotzdem der Verband die Beiträge erhöhen möchte, ergeben sich aus unserer Sicht zunächst zwei Fragen.

  • Gibt es Anlagen, die sich eine weitere Erhöhung nicht leisten können?
  • Ist eine Beitragserhöhung wirklich notwendig?

Die erste Frage können wir ganz schnell beantworten. Ja, aus unserer Sicht gibt es zahlreiche Anlagen, die keine weiteren Kostensteigerungen verkraften können. In Zeiten zunehmenden Kostendrucks und sinkender Mitgliederzahlen in den Vollmitgliedschaften sind zahlreiche Anlagen am Rande der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit angekommen.

Wir betreuen aktuell mehrere Golfanlagen, die sich in einem tiefgehenden Sanierungsprozess befinden. Jede Erhöhung des Aufwandes ist ein erneuter Rückschlag. Der Dachverband muss auch diese Anlagen im Blick haben. Aus unserer Sicht wäre es für diese Clubs zielführender, wenn der DGV eine Sanierungsunterstützung anbieten würde. Ein Stundungskonzept oder sogar eine Teilerlass der Beiträge wäre hier von Seiten des Verbandes weitaus hilfreicher.

Die zweite Frage, über die Notwendigkeit der Beitragserhöhung, lässt sich ungleich schwerer beantworten. Wie hoch die Steigerung der Beiträge ausfallen soll, ist bisher nicht bekannt gegeben worden. Aktuell geistert die Zahl von 5 EUR pro berechnetem Mitglied durch die Welt. Laut unserer Informationen aus Verbandskreisen scheint diese Höhe realistisch.

In der Bekanntmachung wird des Weiteren ausgeführt:

Auch Ihr Dachverband sieht sich zunehmend mit steigenden Kosten konfrontiert. So sind zum Beispiel allein die Flug-, Hotel- und Verpflegungskosten für die Entsendungen der Nationalspieler/innen trotz schon getätigter Einschränkungen, zuletzt um bis zu 25 Prozent gestiegen. Die Organisation der DGV-Turniere ist deutlich teurer geworden und auch im Personalbereich haben wir auf die deutlich gestiegenen Lebenshaltungskosten reagiert.

Am Ende der Mitteilung führt der DGV dann aus:

Unter Berücksichtigung der oben beschriebenen wachsenden Anforderungen an den Dachverband und der fundamental veränderten Rahmenbedingungen sieht das Präsidium, nach mehr als zwanzig Jahren, die Notwendigkeit einer Beitragserhöhung, die ab dem Jahr 2025 greifen soll.

Die Höhe der Beiträge pro Verbandsmitglied bemisst sich nach der Anzahl der Aktiven pro Anlage. Der Verbandsbeitrag für ordentliche Mitglieder mit Spielbetrieb ist aktuell auf 15,50 EUR je Vereinsmitglied bzw. angeschlossene Person (ab Vollendung des 21. Lebensjahres) festgesetzt. Die Mitgliederbeiträge machen ca. 75 Prozent der gesamten Erlöse des Verbandes aus. 

Der DGV hat zwar seit 20 Jahren seine Beitragshöhe nicht gesteigert, aber das realisierte Beitragsvolumen ist entsprechend der Mitgliederzahlen deutlich gestiegen.

Betrachten wir einmal die Entwicklung der Zahlen von 2003 bis 2023. Die Anzahl der Mitglieder stieg von 457.237 Aktiven in 2003 auf  die aktuelle Zahl von 682.126. Dies bedeutet also eine Steigerung von 224.889 Golfern und somit eine Steigerung von 49 Prozent seit 2003. Da die Beiträge erst ab dem 21. Lebensjahr eines Mitglieds erhoben werden, betrachten wir auch kurz diese Zahl. Im Jahr 2023 waren ca. 7,6 Prozent der Mitglieder dieser Gruppe zuzuordnen. Da wir keine aufgeschlüsselten Zahlen für das Jahr 2003 mehr finden konnten, orientieren wir uns am Wert aus dem Jahr 2012, dem Datensatz im DGV-Portal, der am weitesten zurückliegt. Hier betrug die Anzahl der unter 21-Jährigen sogar 9,1 Prozent aller Golfer. Somit trägt die zunehmende Überalterung der Golfer sogar dazu bei, das Volumen der Beitragssumme für den Verband zusätzlich zu erhöhen (Zur Überalterung im Golfsport siehe die Analyse im leadgolf Newsletter 1/24).

Wir halten also fest, die Beiträge sind in den letzten 20 Jahren zwar nicht erhöht worden, aber das realisierte Beitragsvolumen ist um fast 50 Prozent geklettert und damit sogar stärker angestiegen als die Inflation im gleichen Zeitraum (ca. 40 Prozent).

Mehr Mitglieder bedeutet natürlich mehr Verwaltungsaufwand, aber auf das einzelne Mitglied betrachtet, sollte dieser Anteil durch Skaleneffekte und EDV-gesteuerte Prozesse prozentual gesunken sein. Unabhängig davon können natürlich andere Steigerungen im Aufwand, beispielsweise im Verwaltungsbereich, die Gesamtsituation des Verbandes belasten. Die Ertragssituation stieg aber neben den Mitgliederbeiträgen zusätzlich durch Einnahmen aus der VcG und verbessertes Sponsoring.

Um zu verstehen, wie die als Argument genannten Kostensteigerungen aussehen, haben wir einmal im DGV-Portal recherchiert. Im Netz konnten wir nur die Finanzzahlen ab 2017 bis heute finden. Bei der Betrachtung dieses kurzen Zeitraumes zeigt sich folgendes Bild für die Aufwandsseite.

Hier fällt insbesondere die Steigerung für Personalaufwendungen, sowie die Steigerung bei der Sammelposition „Verschiedene Aufwendungen“ ins Auge.

Die Personalaufwendungen sind in dem betrachteten Zeitraum naturgemäß gestiegen. Hinzu kommt, dass der Verband weiteres Personal aufgebaut hat. Der DGV beschäftigte im Jahr 2017 durchschnittlich 49,27 Mitarbeiter (ohne Vorstandsmitglieder und Praktikanten), im Jahr 2022 stieg die Zahl auf 57 Mitarbeiter an.

Bei den „Verschiedenen Aufwendungen“ schlüsseln wir die Positionen gem. der Finanzberichte des DGV noch einmal auf.

Besonders die Kosten für Kommunikation und Marketing sind extrem angestiegen. Hier bedarf es aus unserer Sicht einer tiefergehenden Analyse, wie die eingesetzten Mittel verwendet werden. Schließlich ist der DGV der Verband der Clubs und sollte diese bei der Positionierung des Golfsports auf dem Freizeitmarkt unterstützen. In der Wahrnehmung vieler Clubs ist aber genau dies nicht der Fall. Um der Entwicklung entgegen zu wirken, erklärt der DGV weiter:

Aktuell werden alle Möglichkeiten Einsparungen zu erzielen ausgelotet und wurden so leistungsschonend wie möglich teilweise bereits 2023 umgesetzt. Ein Großteil der Sparmaßnahmen wird aber in diesem Jahr seine Wirkung entfalten. So wird beispielsweise das Turnierangebot des DGV in 2024 eingeschränkt (keine IAM bei den Damen und Herren, sowie AK 50), die Ausschüttungen für das Qualitätsmanagement Nachwuchsförderung auf Länder- und Clubebene wurden für 2024 um 50 Prozent reduziert, der Golf- Erlebnistag wird für 2024 ausgesetzt, im Projekt „Abschlag Schule“ werden weniger Fördermittel ausgeschüttet, in der Digitalentwicklung werden Teilprojekte zurückgestellt und bei der Ausstattung von Meisterschaftsturnieren Synergiemaßnahmen mit den durchführenden Clubs ausgelotet. Auch in die laufende Planung für die Jahre 2025 ff. werden selbstverständlich weitere sinnvolle, kostenreduzierende Maßnahmen einbezogen.

Dass die ohnehin sinkenden Zuwendungen für Schulgolf weiter gestrichen werden und der für viele Clubs wichtige Golf-Erlebnistag gestrichen wird, sollte von den Clubs diskutiert werden. Wie aber aus den obigen Tabellen zu entnehmen ist, machen diese Aufwendungen nur einen kleinen Teil der Gesamtbelastung des Verbandes aus. Ob die Streichung von Projekten im Bereich der Digitalisierung Sinn machen, kann zwar schwer beurteilt werden, aber in einer immer digitaler werdenden Welt darf auch diese Maßnahme hinterfragt werden.

Insgesamt bleibt die Situation jedoch unklar. Aus unserer Sicht bedarf es einer deutlich besseren Kommunikation seitens des Verbandes, damit sich die Mitglieder bzgl. der Notwendigkeit der angekündigten Beitragserhöhung ein Bild machen können. Es gibt durchaus Fragen, die sich aus den vorliegenden Zahlen ergeben.

  • Ist der Kommunikations- und Marketingaufwand gerechtfertigt? Was wird da gemacht bzw. welche Maßnahmen kommen bei den Anlagen an?
  • Muss wirklich weiter Personal aufgebaut werden? Gibt es Möglichkeiten der Aufwandsreduzierung, z.B. durch digitalisierte Verwaltungsprozesse?
  • Werden die Aufwandspositionen bzgl. ihrer Relevanz stetig bewertet? Wie schlank ist die Organisation DGV eigentlich wirklich und gibt es weiteres Cost-Cutting-Potential?

Weiterhin bleibt die Frage offen, wie hoch soll die Erhöhung denn ausfallen. Kurz nach der Verkündung hörte man gerüchteweise auf dem Markt eine Zahl von 5 EUR. Wenn wir den oben genannten Mitgliederbestand zugrunde legen, würde sich bei verschiedenen Beiträgen folgendes Bild ergeben.

Auf die Frage „Ist eine Beitragserhöhung berechtigt?“ können wir mit einem klaren, „Wir wissen es nicht“, antworten. Der DGV führt weiter aus:

Denn neben den notwendigen Einsparungen wollen wir den DGV auch zukunftsfähig erhalten und sehen in vielen Bereichen die Notwendigkeit, die Bandbreite der Services für die Mitglieder an stetig steigende Anforderungen anzupassen. Zum Beispiel:

    • Lösungen für die zunehmenden Herausforderungen des Klimawandels
    • Unterstützung bei Mitgliedergewinnung und -bindung
    • Nächster Schritt für herausragende internationale Sporterfolge
    • Personal- und Fachkräftemangel nach Kräften entgegenwirken
    • Imageverbesserung und verstärkte Lobbyarbeit
    • IT-Infrastruktur und -Sicherheit und digitale Services auf Höhe der Zeit
    • Als „Servicedienstleister“ täglich für Sie da und regelmäßig vor Ort!

Das hört sich alles gut und richtig an, aber es stellt sich doch die Frage: Wie will der Verband diese Ziele umsetzen? Was ist der Plan?

Sinnloses Verbandsbashing ist weit verbreitet und auch im Golfsport ist dies nicht anders. Verbände erfüllen eine wichtige Funktion, vor allem in ihren Kernbereichen, aber wenn viele der eigenen Mitglieder ernsthafte Probleme haben, muss der Verband dies bei einer Beitragserhöhung mit einpreisen.

Vielleicht ist die Beitragserhöhung sinnvoll und auch maßvoll, aber Verbände tun sich auch keinen Gefallen damit, wenn sie unklar kommunizieren und viele Fragen offen bleiben. Sie sind somit auch ein Stück weit selbst schuld an der häufig negativen Wahrnehmung. Wir kennen das als Verantwortliche auch auf unseren eigenen Anlagen. Die Führungen, die mit Ihren Mitgliedern viel kommunizieren, tun sich bei Veränderungsprozessen meist leichter. Kritische Nachfragen müssen gestellt werden und sind Teil des demokratischen Prozesses. In diesem Fall sollte der DGV nun damit beginnen, die offenen Fragen zu beantworten.

Sebastian Hochbaum
Golfclubmanager / MD
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Björn Held
Golfclubmanager / MD
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Quellen: Zum pdf >> Erhöhung der Verbandsbeiträge